Das Wasser funkelt in der Sonne.
In der Ferne fröhliches Kinderlachen.
Du hörst das Rauschen der Bäume.
Dich umweht eine angenehme Briese sommerwarmer Luft.
Kennt ihr die Momente, in denen ihr euch komplett in sommerliche Kindertage zurückversetzt fühlt? In denen die Luft nach Bockwurst und Seewasser duftete und die ärgste Sorge die war, dass ihr schon wieder aufgeschubberte Knie hattet? Ich durfte einen solchen Tag kürzlich erleben und weiß jetzt auch, was all die gebatikten Esoterikmütter meinen, wenn sie beim aryuvedischen Yogitee mit verklärtem Blick von Kraftorten sprechen.
Ich weiß, dass ich eigentlich keinen Reiseblog schreibe. Aber ich nehme euch heute trotzdem einfach mal mit. Ab und zu muss das sein.
Seid ihr bereit?
Alles begann mit Nicole, die mich für ihr Brautstyling genau an diesen Ort gebucht hatte. Ich war so begeistert, dass ich beschloss, wiederzukommen. Anderthalb Autostunden von Potsdam entfernt liegt ein wunderschönes Fleckchen Erde, auch Prignitz genannt. Mittendrin das Städtchen Kyritz. Viele von euch haben bestimmt schonmal den Ausspruch „Kyritz an der Knatter“ gehört, der von den knatternden Geräuschen der Windmühlen herrührt, die einst dort betrieben wurden. Touristische Attraktionen liegen hier eher versteckt. So auch die Kyritzer Seenkette…
und der Untersee….
mit der Unterseeinsel…
und dem „INSL“, einem ganz wunderbaren Ausflugslokal.
„Einst soll auf der Unterseeinsel innerhalb der Seenkette eine slawische Burg gestanden haben. Später diente die Insel Fischern als Wohn- und Arbeitsstätte. Seit der vorletzten Jahrhundertwende gibt es auf der Insel eine Gaststätte, die man von beiden Ufern des Sees mit einer Fähre erreichen kann.“ (Wikipedia)
Sobald man auf dem kleinen Steg steht und mit dem eigens dafür vorgesehenen Klöppel kräftig auf die Bratpfanne haut, die dem Fährmann das Zeichen gibt, dass Gäste zur Insel im Untersee gebracht werden möchten, passiert es: Kindheits-Ferien-Modus!
Ein bisschen brummig ist er, der Fährmann. Auf seinem Boot, der „Columbus“, muss man sich benehmen und seinen Anweisungen folgen. Dafür fahren Kinder und Fahrräder umsonst mit und irgendwie spürt man trotzdem sein gutmütiges Herz. Die Überfahrt dauert keine 10 Minuten und aussteigen darf man auch erst, wenn Kapitän Volker das ausdrückliche Zeichen dazu gibt.
Man landet auf einem winzigen Eiland.
Große, alte Bäume spenden kühlen Schatten. Uns empfängt ein altes Backsteingebäude, das mit fröhlichen Blumenkästen dekoriert ist. Liegestühle säumen das Ufer, Tretboote liegen an mehreren kleinen Stegen vor Anker. Wimpelketten flattern im Wind. Innendrin ist alles liebevoll erneuert und gestaltet. Ich benutze ausdrücklich nicht den Bergiff „saniert“, denn solch übersanierte Gebäude sind modern und schick, büßen aber so oft all ihren Charme ein.
Nicht so das „Insl“. Ein langer Tresen in einem großen Saal, ein Spielezimmer mit einem großen Bücherschrank, eine Spielekommode und einem Kicker. Das Seemannszimmer hat einen herrlichem Ausblick für die, die auf plüschigen Sofas ein Stück Torte genießen möchten. Im Herbst sitzt man dort bestimmt ganz wunderbar bei einer heißen Schokolade und einem tollen Buch. Überall selbstbemalte Schilder. Auch die Speisekarte, die an einem Schlüsselring hängt, ist mit ganz viel Liebe gemacht.
Draußen ein kleiner, alter Naturlehrpfad. Tischtennisplatten, ein kleiner Spielplatz. Schilf. Eine Badestelle. Ein etwas größerer Anleger für etwas größere Ausflugsschiffe. Überall Platz zum Nichtstun. Zum Seele baumeln lassen. Um die Zeit für kurze Zeit einfach zu vergessen.
Hinten ist Selbstbedienung.
Während vorn auf der Terrasse serviert wird, ordern alle, die ihr Plätzchen irgendwo auf dem Eiland gefunden haben, direkt am Tresen. Du bestellst einen saftigen Insl-Burger und eine schicke Rhabarbersaftschorle und bekommst all das mit einer geballten Ladung Nostalgie von der fröhlichen Rosemarie, die das kleine Lokal gemeinsam mit ihrem Mann vergangenes Jahr erst vor dem Verfall rettete.
Alles fühlt sich ganz leicht an. Alle Sorgen sind plötzlich ganz weit weg. Der Alltag inclusive. Der Burger ist saftig und schmeckt herrlich, während Du auf den See schaust und Dir der Saft einer frischen Tomate in den Schoss tropft. Deine Seele schaltet plötzlich 4 Gänge runter und auf deinem Gesicht macht sich ein dümmliches Grinsen breit. Das Grinsen absoluter Weltvergessenheit.
Fühlt sich so das kleine Glück an?
Ist es wirklich so leicht?
Auf der Unterseeinsel bei Kyritz war es das für mich. Ich habe in nur wenigen Stunden so aufgetankt und fiel am Abend glücklich beseelt in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Danke Kyritz!
Danke Ihr lieben Insulaner!
Danke Unterseeinsel!
Kennt ihr solche Orte? Verratet ihr mir, wo ihr ähnliche Erlebnisse hattet?
What do you think?