Den Begriff Hautbarriere oder Hautschutzbarriere habt ihr bestimmt schon mal gehört. Aber wisst ihr so genau, was das eigentlich ist? Und wofür sie gut ist?
Regelmäßig bekomme ich Nachrichten mit der Bitte für eine Hautpflegeempfehlung. Eine, die Problemchen behebt und möglichst gleichzeitig und bitte schnell die Uhr ein paar Jahre zurückdreht.
Die eierlegende Wollmilchsau.
Die es nicht gibt!
Ganz viele Hautprobleme haben ihre Ursache in einer gestörten Hautbarriere. Aber auch ganz bei ganz normaler Haut hat die Hautbarriere in der kalten Jahreszeit ordentlich zu tun. Dort fängt gute Hautpflege an und deshalb möchte ich heute in die Tiefe gehen und mit euch über Hautbarriere reden.
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Was genau ist die Hautbarriere?
Dass die Haut unser größtes Organ ist, wissen wir (fast) alle. Dass sie aus mehreren Schichten besteht, ist auch bekannt.
Wir schauen uns hier mal genau die Epidermis, also die Oberhaut, an. Deren obere Schicht bildet die Hornschicht. Sie besteht aus abgestorbenen Hautzellen, den Korneozyten. Auf dieser Hornschicht mit ihren toten Hautzellen wiederum lagern sich zwischen den Korneozyten epidermale Lipide (Ceramide) an. On top noch ein bisschen Sebum (Hauttalg) und voilà: die Hautbarriere. Also ganz, ganz oben.
Im Grunde eine Schicht aus toten Hautzellen und Fett. Stellt euch die Hautbarriere als Backsteinmauer vor. Die Hornplättchen sind die Ziegel, Fette und Ceramide sind der Mörtel.
Dieses Gemisch sorgt dafür, dass Fremdstoffe, Mikroorganismen oder Allergene von außen nicht in unsere Haut eindringen können, verhindert, dass sie zu viel Wasser verliert und trägt zur Aufrechterhaltung der Hautfeuchtigkeit bei.
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Good to know:
Hauttalg und epidermale Lipide (Ceramide) bilden im Gemisch ein richtig gutes Team, denn es sorgt für eine vermehrte Bildung von Glycerin in der Haut. Glycerin gilt als hervorragendes natürliches Feuchthaltemittel. Wer euch also erzählt, Glycerin wäre schädlich für die Haut, der spricht von hohen Konzentrationen (<30%). In niedrigerer Konzentration und in Kombination mit Wasser oder anderen feuchtigkeitsspendenden Inhaltsstoffen wirkt Glycerin in Hautpflege feuchtigkeitsbindend und ist super hautverträglich. Dazu könnten wir direkt mal einen kleinen Wirkstoffguide veröffentlichen. Interessiert euch das?
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Gestörte Hautbarriere
Es gibt haufenweise Faktoren, die das gesunde Verhältnis zwischen Ziegelsteinen und Mörtel stören und die Hautbarriere im schlimmsten Fall zerstören können. Die ist nämlich nicht so stabil, wie wir immer denken.
Bereits zu viele ausgedehnte Bäder und Duschorgien in viel zu heißem Wasser machen ihr den Garaus.
Zu viel Geschrubbe mit zu aggressiven Reinigungsmitteln: Barriere adé.
Abrasive Peelings (die Schrubbelpeelings) oder zu oft angewendete chemische Peelings in zu hoher Dosierung, falsche Anwendung von Heimneedlings (davon bin ich gar kein Fan!), keine oder falsche Pflege … ihr wisst schon. Zur falschen Pflege zähle ich die oben bereits erwähnten aggressiven Reiniger, zu viele aktive Wirkstoffe, die nicht sinnvoll kombiniert werden, synthetische Duftstoffe, Alkohol (denaturiert oder reiner Alkohol, Fettalkohole sind ausgenommen – mehr dazu HIER).
Künstliche Emulgatoren, Mineralöle und Silikone helfen auch nicht weiter. Emulgatoren können natürliche Fettschichten auflösen. Die vermischen sich nämlich bei der nächsten Badearie mit den hauteigenen Fetten und dem Wasser und werden dadurch regelrecht ausgeschwemmt.
UV-Strahlung verursacht Entzündungsprozesse in der Haut, die das Gleichgewicht auf der Hautoberfläche beeinträchtigen.
Auch ein ungesundes Ungleichgewicht im Darm durch beispielsweise zu salzige, zuckerhaltige Ernähung mit ungesunden Fetten können genauso zum Problem werden wie Alkoholkonsum oder Nikotin. Oxidativer Stress und Entzündungsprozesse können die Barrierefunktion unserer Haut empfindlich stören.
Ihr seht, es ist ziemlich leicht, die Hautbarriere sprichwörtlich in die Wüste zu schicken.
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Through the barricades
Wenn die Hautbarriere hin ist, verliert die Haut erstmal unkontrolliert Wasser. Es entsteht der Effekt trockener Haut. Man hat das Bedürfnis, ständig nachzucremen und immer fettreichere Hautpflege zu verwenden. Dabei fehlt erstmal nur Wasser. Die Haut hat Durst.
In dieser Folge wird die Haut schuppiger und reißt leichter ein. Wundheilungsprozesse dauern länger. Äußere Faktoren (siehe oben) können leicht in die Haut eindringen. Das kann zu erhöhter Empfindlichkeit führen, zu Entzündungen und dadurch mehr Unreinheiten, Rötungen, im schlimmsten Fall auch Jucken oder Brennen. Wenn er nicht rot wird, wirkt der Teint trocken, fahl oder auch gräulich – eben alles andere als frisch und glowig. Weniger Fett und Feuchtigkeit bedeuten am Ende auch mehr Verschrumpelung.
Erkrankungen wie Rosacea, Neurodermitis oder Couperose können manchmal ihren Ursprung in einer gestörten Hautbarriere haben.
Seht ihr, warum das Thema Hautbarriere so wichtig ist??
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Schutz & Wiederaufbau
Die Logik sagt uns, dass wir, wenn wir die oben aufgeführten Störfaktoren minimieren oder beseitigen, unsere Hautbarriere wieder aufbauen und intakt halten könnten.
Da die meisten von uns aber sicher regelmäßig duschen und/oder baden, braucht es vernünftige Hautpflege, damit die Hautbarriere wieder aufgebaut und gestärkt wird.
Mit dem Schutz könnt ihr direkt bei der Reinigung anfangen. Milde Reinigungsmittel und moderate Wassertemperaturen sind der erste Schritt.
Der zweite Schritt ist die Pflege – sie baut die Hautbarriere wieder auf und stärkt sie. Geben wir ihr Fett und Feuchtigkeit zurück, regeneriert sie schnell.
Hauteigene oder hautähnliche Inhaltsstoffe wie Ceramide können die Hautbarriere wiederherstellen. Wie oben beschrieben, bilden Ceramide zusammen mit unserem Hauttalg den Kitt zwischen den Bausteinen (Korneozyten) der Hornschicht.
Hyaluronsäure bindet Feuchtigkeit in der Haut und wirkt durch ihre verschieden großen Moleküle (wenn verschiedene HA-Arten eingesetzt werden) an der Oberfläche und in der Haut. Wer auf ausreichendes Trinken achtet, tut immer auch etwas für seine Haut.
Hautberuhigende und stärkende Inhaltsstoffe helfen eurer Hautbarriere:
Panthenol – wirkt feuchtigkeitsspendend, regenerierend, wundheilend und entzündungshemmend. Verbessert die Hautelastizität und stärkt die Barrierefunktion der Haut.
Ectoin – hat eine beruhigende Wirkung auf gereizte Haut, kann Irritationen reduzieren und Entzündungen hemmen. Schutz vor umweltbedingter Hautalterung.
Bisabolol – kurbelt die Zellneubildung an, vorhandene Irritationen heilen schneller ab.
Urea (Harnstoff) ist ein natürlicher Feuchthaltefaktor und ein Nebenprodukt des Stoffwechsels, der normalerweise über unsere Schweißdrüsen auf die Haut gelangt. Der Wirkstoff kann Feuchtigkeit binden und diese in der Haut speichern.
Sheabutter – reguliert den Feuchtigkeitshaushalt der Haut auf natürliche Weise. Wirkt rückfettend, beruhigend und glättend. Stärkt die Hornschicht der Haut. Ideal zur Pflege von trockener, neurodermitischer und geschädigter Haut geeignet. Auf unraffinierte Bio-Qualität achten, denn je nach Anbaugebiet und Verarbeitung kann Sheabutter auch schadstoffbelastet sein.
Squalan – ähnelt dem hauteigenen Squalen – einem Hauptbestandteil unseres Hauttalgs. Es ist ein nicht fettendes, leichtes Öl und besitzt antioxidative Eigenschaften. Es trägt dazu bei, die Feuchtigkeit länger in der Haut zu halten. Nicht komedogen, d.h. es verstopft die Poren nicht und kann daher auch bei öliger und zu Unreinheiten oder zu Akne neigender Haut angewendet werden.
Niacinamid – sanft zu irritierter Haut, hilft Poren zu verfeinern, mildert Pigmentflecken, regt die hauteigene Kollagenbildung an. Bindet Feuchtigkeit, wirkt gegen freie Radikale, fördert die Regenerationsfähigkeit der Haut und stärkt so die Hautbarriere.
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Pflegeempfehlungen
Im Grunde könnt ihr jetzt nach Produkten suchen, die einige oder alle oben aufgeführten Inhaltsstoffe enthalten. Damit es ein bisschen bequemer für euch ist, habe ich ein paar Empfehlungen zusammengetragen. Natürlich sind alle meine langjährigen Kooperationspartner auch vertreten. Nicht umsonst empfehle ich die Marken so gerne – sind einfach richtig gute und hautstärkende Inhaltsstoffe drin!
Aber auch in der Drogerie habe ich mich umgeschaut. Hierzu möchte ich eine Einschränkung machen: die aufgeführten Produkte habe ich einzig anhand ihrer Inhaltsstoffe zusammengestellt – ich habe keins davon getestet und kann zu langfristiger Wirkung, Hautgefühl oder Geruch rein gar nichts sagen. Einzige Ausnahme: der vs.un Sonnenschutz – den mag ich sehr.
Milde Reinigung:
*cicé – Reinigungsschaum
*Beyer & Söhne – Jelly Cleanser
*Skincerely Yours – Milde Reinigung
*gitti – Gen C
*JACKS Beautyline – Reinigungsgel
*Balea MED – Ultra Sensitive Reinigungsschaum
*Salthouse – Sensitive Reinigungsschaum
Ich selbst verwende aktuell für meine Double Cleansing-Routine eine Kombi aus den Produkten von Beyer & Söhne und Skincerely Yours.
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Toner/Booster
*cicé – Toner
*colibri Skincare – Revival Toner
*Skincerely Yours – Feuchtigkeitsspendender Toner
*Nø Cosmetics – Nø happy today 120h Liquid Hydrator
*Balea Beauty Expert –Hydration Toner
*Jean&Len – Liquid Hydrating Toner
Mein Favorit: der Revival Toner von Colibri Skincare.
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Serum
*Beyer & Söhne – Squalan bzw. Hautgel+
*Colibri Skincare – Barrier Booster
*cicé – Skin Booster
*Royal Fern – Barrier Solution
*Balea Vital+ – Ceramide Serum
*hautsache v. frau beauty – Barriere Serum
Im Hause Schminktante sind aktuell morgens der Skinbooster von cicé und abends im Wechsel der Barrier Booster von Colibri Skincare bzw. die Barrier Solution von Royal Fern am Start.
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Pflegecreme
*cicé – Tagespflege, Nachtpflege (eher trockene, dehydrierte Haut)
*Beyer & Söhne – Hautcreme+ (alle Varianten je nach Hautbedürfnis), Hautgel+ (ölige Haut)
*Skincerely Yours – Leichte Feuchtigkeitsspflege, Tagespflege mit LSF 30
*Colibri Skincare – Balancing Gel Moisturizer (ölige Haut), Rich Care Moisturizer, Rich Night Moisturizer
*Nø Cosmetics – Celebrate tøday ALL-IN Barrier Cream (trockene Haut)
*Balea med – Ultra Sensitive Intensivcreme (trockene Haut)
*Balea med – Ultra Sensitive Anti-Falten Tagescreme (trockene bis dehydrierte Haut)
*hautsache von frau beauty – Nachtcreme
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Sonnenschutz
*Beyer & Söhne – Dayshade Cream, Dayshade Fluid
*Colibri Skincare – Daily SPF50+Moisturizer, Ultra Light SPF 50+
*v.sun – Little Sunshine
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Jetzt seid ihr für alle Eventualitäten gerüstet! Ausgestattet mit Wissen und Produktempfehlungen könnt ihr eure Haut auf diese Weise von Anfang an richtig gut unterstützen! Wenn ihr Pflegeempfehlungen ergänzen wollt, schreibt es gerne in die Kommentare.
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