Vor ungefähr zwei Wochen habe ich auf meinem Instagram-Account eine rege Diskussion zum Thema „saubere“ Formulierung von Kosmetik – Produkten angestoßen.
Die Resonanz war überwältigend!
Bis heute trudeln Nachfragen ein. Weil ich aber nunmal nicht den ganzen Tag die Kosmetik meiner Leser*Innen und Follower*Innen analysieren kann, weil ich selbst nicht alle Marken kenne und mich dazu äußern kann und weil eine Instagram-Story nach 24 Stunden auf Nimmerwiedersehen verschwindet, dachte ich mir es sei eine ganz gute Idee meine Gedanken und ein paar Fakten dazu dauerhaft zusammenzufassen und hier auf dem Blog zur Verfügung zu stellen.
Das Ganze beschäftigt mich in meinem Berufsalltag sowieso. Nach der Thematisierung auf Instagram bin ich nochmal tiefer in die Materie eingestiegen und belese mich seit etwa 2 Wochen quasi nonstop. Was dabei rausgekommen ist, passt nicht in einen einzigen Blogartikel. Der wäre so lang, dass ich befürchte, ihr haltet mir nicht bis zum Ende durch. Was schade wäre, weil ich absolut wichtig finde hier mal wieder ein bisschen Aufklärungsarbeit zu leisten.
Aus diesem Grund habe ich meinen langen Text und all meine Recherchen in eine 3-teilige Miniserie gepackt, die ihr heute, morgen und übermorgen als Fortsetzungsroman lesen könnt und nach der Lektüre hoffentlich ein bisschen besser durchblickt.
Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit den offiziellen Bezeichnungen von Kosmetik.
Im zweiten Teil geht es ganz detailliert um die Inhaltsstoffe, die ich persönlich für mich in Kosmetik ausschließe.
Im dritten Teil werfe ich für euch dann nochmal einen Blick auf die Marken mit denen ich zusammenarbeite und verrate euch meine Favoriten jeder Marke.
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Bereit? Dann los:
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Seit einigen Jahren achte ich verstärkt auf die saubere Formulierung eines Hautpflegeproduktes. Bei der Wahl meiner Kooperationspartner setze ich inzwischen vernünftige Formeln voraus. Bei der Recherche zu diesem Artikel habe ich nochmal einiges dazugelernt und werde wohl künftig noch genauer schauen.
Sicher bin ich nicht Frau Allwissend und sicher mache auch ich noch nicht immer alles ganz tausendprozentig richtig in Sachen Hautpflege und Make up-Sauberkeit. Ich denke immer, dass die Menge das Gift macht und bleibe einfach sehr aufmerksam. Schon alleine deshalb veröffentliche ich hier bei Neuvorstellungen immer die Inhaltsstofflisten der Produkte mit.
Ich versuche euch dabei zu helfen, eure eigene Hautpflege und Make up ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen. Am Ende entscheidet ihr selbst, womit ihr eure Haut pflegen möchtet und womit nicht.
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Kosmetik ist nicht gleich Kosmetik
Viele sind verwirrt von der Vielzahl an Slogans und Oberbegriffen, in die Kosmetikartikel eingeordnet werden können. Ich will euch eine ganz grobe Übersicht geben die bei der Orientierung im Kosmetikdschungel ein bisschen helfen kann.
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Konventionelle Kosmetik
Ganz grob gefasst, kommt da alles rein, was die Kosmetikverordnung nicht ausdrücklich verbietet. Damit das Produkt preiswert bzw. bezahlbar bleibt, greift man oft zu billigsten Rohstoffen wie Erdölderivaten, Silikon, denaturiertem Alkohol oder Palmöl.
Okay, manchmal bleibt das Produkt auch nicht billig – ich habe mir Inhaltsstofflisten der ein oder anderen Luxusmarke angesehen, da ist mir wirklich schlecht geworden! Was für Mist da zum Teil für sehr viel Geld verkauft wird…tssss!
Das Produkt fühlt sich vielleicht ganz gut auf der Haut an, der wirklich gute Stoff ist aber nur vergleichsweise gering, weshalb man langfristig bei vielen Produkten konventioneller Marken keinen Benefit hat – vor allen Dingen wenn die Haut älter und damit anspruchsvoller wird.
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„Green Beauty“ oder natürliche Kosmetik
Ein himmelweiter Unterschied zu Naturkosmetik und zertifizierter Naturkosmetik. Im Grunde ist es lediglich ein Claim, der natürliche Inhaltsstoffe in Kosmetik hervorheben soll, an welchem Ende der Inhaltsstoffliste sie auch immer wirken. Green Beauty gilt nicht als Qualitätssiegel für saubere Kosmetik. Es deutet lediglich darauf hin, dass sich im Produkt Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs befinden.
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Naturkosmetik
Auch Naturkosmetik ist kein geschützter Begriff in der Kosmetikindustrie. Naturkosmetik ist die Kosmetik, die mit natürlichen und naturidentischen Inhaltsstoffen arbeitet. Dazu kommt, dass nahezu jedes Land bzw. jeder Kontinent Naturkosmetik etwas anders definiert.
Heißt genau: Naturkosmetik KANN richtig gut und sauber formuliert sein, MUSS es aber nur bis zu einem bestimmten Punkt weil es immernoch das ein oder andere Schlupfloch für Hersteller zu geben scheint. So zumindest verstehe ich es. Immerhin findet man in Naturkosmetik die ganz „schlimmen“ Inhaltsstoffe (Mikroplastik, Kunststoffe, Silikone, Parabene, PEG’s, uva) nicht. Es empfiehlt sich also definitiv immer ein Blick auf die Inhaltsstoffe.
In der Wikipedia findet man diese Erklärung:
Der Begriff Naturkosmetik ist bisher nicht eindeutig rechtlich definiert und geschützt. Im Jahr 1993 schlug das Bundesgesundheitsministerium eine Definition vor. Unter anderem enthielt diese eine Beschränkung der zugelassenen Konservierungsstoffe sowie die Forderung, dass alle verwendeten Rohstoffe „pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Ursprungs“ sein sollten….
Wikipedia
… Die Inhaltsstoffe in Naturkosmetik sind meist pflanzlicher, teilweise auch mineralischer oder tierischer Herkunft. Die mengenmäßig wichtigsten Inhaltsstoffe sind Öle, Fette und Wachse wie Arganöl, Olivenöl, Sojaöl, Sheabutter, Kakaobutter oder Bienenwachs. Als Rohstoff für waschaktive Substanzen spielt zudem Zucker als Rohstoff eine wesentliche Rolle, fermentativ gewonnenes Ethanol kommt z. B. für Deodorants oder Parfums zum Einsatz. Daneben kommen verschiedenste ätherische Öle, Kräuterextrakte und Blütenwässer sowie natürliche Aromen zum Einsatz. Die Verwendung von Emulgatoren und Konservierungsstoffen bei Naturkosmetik ist in der Regel auf natürliche oder naturnahe Substanzen eingeschränkt. Bevorzugt sollen die Rohstoffe für Naturkosmetika aus kontrolliert biologischem Anbau oder Wildsammlung stammen, dies ist aber meist nicht Bedingung. In Naturkosmetik werden vorwiegend pflanzliche Tenside, meist Zucker- und Kokostenside, eingesetzt, die als hautfreundlicher gelten, aber eine geringere Waschkraft haben, als Tenside in herkömmlicher Kosmetik.[7] Die meisten Labels werden außerdem nur für Produkte vergeben, bei denen keine Tierversuche, Gentechnik und ionisierende Strahlung zum Einsatz kommen.
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Zertifizierte Naturkosmetik
Zertifizierte Naturkosmetik unterliegt strengen Regelwerken. Warum Mehrzahl? Weil es verschiedene Standarts gibt nach denen Marken ihre Produkte zertifizieren lassen können. Solche Zertifizierungen kosten allerdings auch richtig Geld, weshalb es durchaus Naturkosmetik gibt, die gut und sauber ist auch ohne ein Siegel.
Bei zertifizierter Naturkosmetik unterscheiden wir drei vertrauenswürdige Siegel:
BDHI (Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegemittel)
Cosmos (vom BDIH Anfang 2017 gemeinsam mit den europäischen Naturkosmetik-Verbänden Ecocert und Cosmebio aus Frankreich, ICEA aus Italien und Soil Association aus Großbritannien entwickelter Standart für einheitliche Kriterien – hier gibt es die Standart-Zertifizierung Cosmos-zertifiziert und die noch strengeren Vorgaben für Cosmos-Organic-zertifiziert)
Natrue
The International Association for Natural and Organic Cosmetics ist ansässig in Brüssel und zertifiziert in drei Stufen: Natural Cosmetic definiert ein Mindestmaß der erlaubten Inhalsstoffe, für Natural cosmetics with organics portion müssen die Bio-Naturbestandteile eines Produktes mindestens 70% betragen, für die Stufe Organic Cosmetic mindestens 95%.
Ecocert
Bio-Zertifizierungsstelle vom Bodensee. Ecocert bietet Marken geeignete Lösungen zur Förderung guter ökologischer und sozialer Praktiken verschiedene Bereiche weltweit.
Alle Inhaltsstoffe sind natürlichen Ursprungs, mit Ausnahme einer begrenzten Liste von geprüften Inhaltsstoffen (wie Konservierungsstoffen), die in geringen Mengen zugelassen sind. Im Durchschnitt zertifiziert Ecocert Produkte mit 99 % Inhaltsstoffen natürlichen Ursprungs. Mit dem Zusatz „Cosmos Organic“ werden Produkte zertifiziert, in denen mindestens 95 % der pflanzlichen Inhaltsstoffe „biologisch“ sind und mindestens 20 % an biologischen Inhaltsstoffen in der gesamten Formulierung enthalten sind (10 % bei Rinse-off-Produkten und Pudern).
Ich wage keine Behauptung welches das vertrauenswürdigste Siegel ist und orientiere mich lieber direkt an Inhaltsstoffen als an Siegeln.
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ACHTUNG!
Naturkosmetik jeder Art bietet aufgrund all der natürlichen Inhaltsstoffe IMMER ein erhöhtes Allergiepotential. Pollenallergiker sollten also die INICI’s immer gründlich checken und ihren Allergiepass regelmäßig aktualisieren.
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Vegane Kosmetik
Dieser Claim liegt mir sehr schwer im Magen! Denn er suggeriert unterschwellig die cleane Formulierung. Vegane Kosmetik bedeutet allerdings nicht anderes, als dass das Produkt frei von Inhaltsstoffen tierischen Ursprungs ist. Alles andere darf per Definition rein. Natürlich kann ein Hersteller seine Kosmetik als „vegan“ bewerben. Allerdings fühlt sich das für viele beim ersten Lesen nach „sauber“ an, was es am Ende nicht sein muss. Und damit bin ich immer in hab-Acht-Stellung, wenn mir dieser Slogan begegnet.
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Tierversuchsfreie Kosmetik
Eigentlich völliger Bullshit! Denn Tierversuche für Kosmetikprodukte und deren Inhaltsstoffe sind per Gesetz in der EU bereits seit 2013 per Gesetz verboten.
Wie in einem Bericht von PETA zu lesen ist, bietet aber dieses Gesetz wohl wieder einmal verschiedene Hintertürchen, so dass auch 2021 immer noch Tiere zu kosmetischen Testzwecken in Laboren gefangen gehalten und gequält werden. Traurig, traurig!
Manche Labels bekommen den PETA-Bunny verliehen – sicherstes Zeichen, dass für das Kosmetikprodukt kein Tier leiden musste.
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Wirkstoffkosmetik
Im Prinzip fällt unter Wirkstoffkosmetik jeder Inhaltsstoff, der etwas bewirkt auf und in der Haut. Also eigentlich alles. Denn alles was in Kosmetik drin ist, hat irgendeine Wirkung. Sagt also eigentlich gar nichts aus.
„Saubere“ Wirkstoffkosmetik ist meine Eigenkreation der Definition Wirkstoffkosmetik. Sie bietet den vollen Benefit für die Haut, wobei sie auf Inhaltsstoffe verzichtet, die Mensch, Tier und Umwelt schaden oder belasten. Sie ist ein guter Cocktail an Powerwirkstoffen und für verschiedene Hautzustände oder Hautprobleme konzipiert und nicht nur ein Wischi-Waschi-Produkt, in dem vielleicht auch ein bisschen Hyaluron drin ist. Auch wenn dafür verschiedene natürliche Inhaltsstoffe im Labor synthetisch nachgebaut werden. Das reduziert das Allergierisiko – z.B. für empfindliche Haut ganz entscheidend.
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Im nächsten Teil werden wir uns detailliert mit Inhaltsstoffen befassen. Ihr erfahrt, welche Inhaltsstoffe ich für mich in Kosmetik ausschließe, welche Wirkung sie auf Körper und Umwelt haben und natürlich auch, wie ihr diese Inhaltsstoffe in einer Inhaltsstoffliste erkennt.
angela*
März 5 2022Sehr interessant, liebe Anja,….freue mich auf die Fortsetzungen.
lg
angela*
Lydia
März 5 2022Wow! Danke, Anja! Das hilft, es Mal so zusammengefasst und Laien-tauglich formuliert erklärt zu bekommen!
Dorothe
März 5 2022Liebe Anja,
Vielen Dank für den ersten Teil der Reihe, der schon sehr interessant und aufschlussreich war. Ich habe früher auch immer gedacht, dass Naturkosmetik das non Plus Ultra ist, bis ich erfahren habe, wieviele Duftstoffe meistens enthalten sind. Ich freue mich schon auf den zweiten Teil.
Liebe Grüße
Dorothe
Astrid Staudacher
März 5 2022Danke für diese tolle Zusammenfassung, ist sehr interessant und hilfreich
Jeannette
März 7 2022Super und ganz herzlichen Dank für diese tolle, umfangreiche und informative Zusammenfassung, liebe Anja!! Ich freu mich schon auf Teil 2 & 3 !! GLG