Ich würde gerne euer Reisefieber ein bisschen weiter anheizen.
Immerhin haben in einigen Bundesländern gerade die Ferien begonnen. Und mit den Ferien in Deutschland wird es auch für die Zuhausegebliebenen ein bisschen ruhiger. Ich genieße die Sommermonate zu Hause sehr. Weil viele im Urlaub sind, gibt es deutlich weniger Deadlines. Man bekommt leichter freie Parkplätze, Arzt- oder andere Termine. Obwohl ich arbeiten muss, sind Juli und August auch für mich ein bisschen entspannter als andere Monate. Deshalb nutze ich diese beiden Monate jedes Jahr für eine Sommerpause auf dem Blog. Bis kommende Woche bin ich aber noch für euch da, bevor ich in die kreative Pause abtauche und in neue Recherchen und Projekte für den Herbst einsteige. Und mich auf meinen richtigen Jahresurlaub freue, den wir im September zum dritten Mal am Gardasee verbringen werden. Wenn alle wieder aus dem Urlaub zurück sind.
Ich war vor ganz vielen Jahren mal ganz kurz am Gardasee und bin in Riva del Garda fast vom Steg gefallen, so windig war es. Nicht umsonst zählt der Ort am nördlichen Ende des Gardasee zu den besten Surfspots in Europa. Hier treffen sich Wassersportler aus aller Welt.
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2021 war ich für ein Katalogshooting gebucht. Location: Monastero Arx Vivendi in Arco, 5 km nördlich von Riva del Garda entfernt. Ich habe euch damals schon einen Beitrag über das wunderschöne Hotel hier auf dem Blog veröffentlicht. Natürlich habe ich im gleichen Jahr meinen Mann auch noch mal auf eine kleine Auszeit direkt dorthin verfrachtet und seither sind wir große Fans! Von der Einzigartigkeit dieses Ortes und von der Vielfalt, die außenherum wartet.
Ich bin weit davon entfernt, mich als Gardaseekennerin zu bezeichnen, aber ein paar Tipps für interessierte aktive Leckermäulchen habe ich in den letzten drei Jahren doch gesammelt. Die sollen heute hier auf dem Blog erscheinen und mit der Zeit immer wieder aktualisiert werden.
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Aktiv werden
Arco selbst ist ein kleines Städtchen, das viele Aktivsportler anlockt. Von hier aus beginnen schöne Wanderungen und Klettertouren. Mit dem Rad ist man ganz fix in Riva oder radelt in entgegengesetzte Richtung an der Sarca entlang zum Lago di Cavedine oder zum Castell Toblino, vielleicht aber auch hinein in die Berge, wenn man sich ein bisschen fordern möchte. Das geht am besten mit einem E-Bike für ambitionierte Anfänger bis sportliche Pros. Wer kein eigenes E-Bike besitzt, kann an verschiedenen Stellen in Arco eins ausleihen. Wir haben vergangenes Jahr die ersten Versuche und bei Vertical Bike Rent direkt an der Sarca gute Erfahrungen gemacht. Wer sich rechtzeitig anmeldet und ein Bike über einen längeren Zeitraum mietet, kommt preiswerter weg, muss sich dann evtl. aber auch selbst um das Aufladen kümmern.
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Unsere Touren (deren Ziele man z.T. auch mit dem Auto erreicht) führten uns zum Beispiel in die Berge nach Tenno, ein malerisches Dörfchen mit schmalen Gassen. Man kann weiter zum Lago di Tenno und, wenn man Badesachen dabei hat, einfach mal in den kristallklaren See abtauchen.
Auch der Lago di Ledro und die Strecke dorthin sind eindrucksvoll per Rad.
Die Ponalestraße zählt zu den schönsten Rad- und Mountainbikestrecken der Welt und gilt als Meisterwerk der Ingenieurskunst (hab ich nachgelesen). Denn sie ist direkt in den Felsen gegraben. Entsprechend atemberaubend sind die Ausblicke auf den Gardasee. Allerdings muss man wirklich aufpassen, denn die Ponale gleicht zu vielen Zeiten einer Pilgerwanderung und man teilt sich die Strecke mit Spaziergängern, Wanderern und Bikern. Das typische Ziel der Ponalestraßenfahrt nach etwa einer Stunde soll die Madonna mit der Weltkugel im Dörfchen Pregasina sein. Dort waren wir noch nicht – machen wir vielleicht dieses Jahr. Wir sind damals zum Ledrosee abgebogen.
Auch wenn ich nicht viel Erfahrung mit E-Bikes habe und eigentlich auch nicht gerne Rad fahre, hat es mich am Gardasee doch irgendwie gepackt und so freue ich mich in diesem Jahr auf neue Touren.
Wer die Wanderschuhe anziehen mag, der findet zahlreiche Strecken auf komoot.de und in ausliegenden Wanderführern. Von leichten bis anspruchsvollen Touren kann man hier wirklich einiges finden. Vorsicht: die italienischen Routen sind oft nicht so ganz gut ausgeschildert oder stimmen manchmal auch nicht mit den Beschreibungen überein. Also besser noch mal im Hotel nachfragen.
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(Tages)ausflüge
Die Region im Norden des Gardasee bietet sich für größere und kleinere Ausflüge sehr gut an. Egal ob kleine Orte, Burgen oder Schlösser rund um den See oder weiter nach Italien hinein.
Je südlicher man den Gardasee entlang fährt, umso mediterraner wird es. Die Landschaft wechselt, die Häuser sehen anders aus und man meint, man hätte das Land gewechselt.
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Direkt in Arco z.B. kann man in einem leichten Spaziergang hinauf zum Castello die Arco hinaufgehen und die Aussicht genießen. Wobei der eigentliche Hit der Weg durch Zypressen- und Olivenhaine ist. Oben kann man ein altes Gefängnis bestaunen oder ein Fresko aus dem 14. Jahrhundert. Vielleicht interessant: Auch Albrecht Dürer malte das Castello bereits. Das Gemälde befindet sich im Louvre in Paris.
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OMKAFÈ ist eine Traditions-Kaffeerösterei am Gardasee in dritter Generation. Die große Rösterei gibt es seit 1947. Entsprechend viel Geschichte hat sich in all den Jahren angesammelt, die die Marke liebevoll im hauseigenen Kaffeemuseum aufbereitet hat. Eine großartige Sammlung verschiedenster Kaffeemühlen und Kaffeemaschinen, spannende Geschichten und Geschichte rund um den Kaffee, ein Einblick in die Rösterei, in der beste Bohnen aus der ganzen Welt zu den verschiedenen OMKAFÈ-Mischungen geröstet werden, gibt es für Groß und Klein zu entdecken. Der Eintritt ist frei und wer mag, kann sich im Café durchtesten.
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Das kleine Städtchen Salò liegt auf dem Weg zum südlichen Gardasee. Eine gute Stunde (Auto) von Arco bzw. Riva del Garda entfernt liegt es traumschön in einer schmalen Bucht. Hier kann man wunderbar an der Uferpromenade entlang spazieren und sich von neugierigen Enten verfolgen lassen oder durch die Gässchen bummeln und beim ein oder andere italienischen Designer hineinschauen.
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Riva del Garda muss man nicht extra erwähnen, wenn man am Gardasee Urlaub macht, oder? Der Vollständigkeit halber will ich es aber trotzdem nennen. Es gibt hier für jeden Geldbeutel und Geschmack alles, was das Herz begehrt. In der Hauptreisezeit leider sehr touristisch, aber in der Vor- und Nachsaison auf alle Fälle einen Ausflug wert.
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Etwa eine dreiviertel Autostunde in nordöstlicher Richtung von Arco und Riva entfernt liegt das mittelalterliche Trient oder Trento, wie man in Italien sagt. Auch hier kann man bummeln und schöne Gebäude und Plätze aus der Renaissance entdecken, zum Espresso einkehren oder durch Museen, Galerien oder Boutiquen bummeln. Trento bietet einiges zum Entdecken.
Wir haben bereits das Castello del Buonconsiglio erkundet und kommen bestimmt wieder, um die Galerie im Tunnel anzuschauen oder den Dom mit Diözesanmuseum.
10 Tipps für Trient findet ihr HIER.
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Angeblich sollen sich Romeo und Julia hier unsterblich ineinander verliebt haben. Wie die Geschichte endete, wissen wir alle. Wer nach Verona kommt, wandelt auf den imaginären Spuren des wohl berühmtesten Liebespaares nach Adam & Eva. Anderthalb Autostunden von Arco entfernt taucht man ein in eine turbulente und leider auch touristische Stadt, die dennoch voller Charme steckt. Ich liebe es, mich durch italienische Straßen und Gassen treiben zu lassen, dem Klang der Sprache zu lauschen und hier und da anzuhalten, um eine Fassade zu bestaunen oder ein Schaufenster (natürlich!).
Wer nach dem Hause Capulet sucht, wird mitten in der Innenstadt ein städtisches Wohnhaus aus dem 14. Jahrhundert finden. Im Innenhof ein winziges Balkönchen. Es wird als „Haus der Julia“ bezeichnet und tagtäglich drängen sich dort Touristen aus aller Welt.
Die Arena von Verona ist ein imposantes römisches Amphitheater aus dem 1. Jh. Weil sie eine erstklassige Akustik bietet, finden hier Konzerte und Opernaufführungen statt.
Natürlich könnt ihr auch einfach am Gardasee bleiben und alle hübschen kleinen und größeren Orte abklappern. Oder noch weiter fahren … wenn man schon mal in Italien ist. Padua und Venedig liegen maximal 2,5 Stunden entfernt.
Die Website Visittrentino bietet übrigens eine recht große Auswahl an Ausflugsmöglichkeiten an. Im Prinzip wie dieser Beitrag, nur deutlich umfangreicher. 🙂
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Gut essen
Die Trentiner Küche ist eine recht deftige Küche mit vielen Gerichten aus Polenta, Knödeln, regionalem Gemüse und an Pasta fehlt es freilich auch nicht.
Ich kann mich nicht erinnern, je irgendwo richtig schlecht gegessen zu haben. In einfachen Restaurants, in Agrituras wie in der gehobenen Gastronomie futtert man ganz ausgezeichnet!
Ein paar absolute Highlights lege ich euch in diesem Artikel ans Herz.
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Zum Einstieg
Die Piccola Osteria liegt ein bisschen versteckt im Gassengewirr Arcos. Ein klitzekleines Lädchen mit 3 Außentischen und einem jungen Paar, das köstliche vegetarische und vegane Speisen serviert und sich selbst „das kleinste vegetarische und vegane Bistro im Trentino“ nennt. Man sitzt ein bisschen abseits vom Touristrom, was sehr angenehm ist.
Die Pizzeria Al Fiume befindet sich in einer Villa aus dem 18. Jahrhundert und hat Platz für einen ordentlichen Schwung an Gästen. Bei schönem Wetter sitzt man draußen ganz herrlich unter Weinreben und genießt köstliche italienische Küche wie man sie erwartet.
Wer in Italien ist, MUSS hausgemachtes italienische Eis probieren. Bei Gelatomio in Arco gibt es vielfältigste Eiskreationen: Klassiker und sehr kreative Sorten. Unser Liebling im letzten Jahr war Ricotta/Birne und eine unfassbar leckeren Kreation aus Ziegenmilch und Zitrone.
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Ländlich
Ländlich heißt am Gardasee nicht zwingend Nudeln mit Tomatensoße oder Pizza Funghi. Die ländlichen Betriebe haben oft viele verschiedene Zweige mit angegliederten Restaurants und werden so oft zur kleinen Erlebniswelt.
Madonna delle Vittorie ist Weinkellerei, Ölmühle, Hotel und Restaurant. Hier kann man an Führungen teilnehmen, Wein- bzw. Olivenölverkostungen buchen oder einfach nur richtig gute Trentiner Küche genießen. Das Olivenöl ist von wirklich herausragender Qualität. Ich empfehle, unbedingt ein Fläschchen davon mit nach Hause zu nehmen!
Die Osteria Le Servite liegt kurz vor den Toren Rivas und ein bisschen versteckt. Hier kann man einfache Ferienwohnungen mieten und genießt, auch wenn man kein Hotelgast ist in der Osteria richtig gute Slow Food Küche! Die Gerichte interpretieren Trentiner Klassiker – mit viel Hingabe zu den Produkten, die meist aus der Region kommen. Der Sommelier des Hauses hat kann unfassbar toll über die angebotenen Weine erzählen, die natürlich allesamt aus dem Trentino oder zumindest aus Italien kommen und im besten Fall von Bio-Winzern sind. Ganz spannend und unbedingt ausprobieren!!
Wenn man von Arco aus Richtung Trento fährt, kommt man unweigerlich am der Hosteria Toblino vorbei. Eine moderne Vinothek, die zu einer Weinkellerei gehört, zu der sich 1960 eine Gruppe leidenschaftlicher Winzer aus dem Valle dei Laghi zusammenschloss und in der man richtig gut isst. Ob Trentiner Kleinigkeiten zum Wein oder ein mehrgängiges Menü zu bezahlbaren Preisen. Wer mag, nimmt gleich noch ein paar Flaschen Wein für den Genuss nach dem Urlaub mit nach Hause.
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Für gehobene Ansprüche
Wer ein bisschen abseits der Touristenpfade unterwegs ist, sollte sich auf gar keinen Fall das Ristorante La Casina in Drena entgehen lassen. Hier ist Lady Chef Giada Miori geboren und aufgewachsen und in die Fußstapfen ihrer Familie getreten, die La Casina als bäuerlichen Betrieb führten (wenn ich Giada richtig verstanden habe).
Sie gewann die beliebte Fernsehshow „4 Ristoranti“ im italienischen Fernsehen, hat aber nichts von ihrer Bodenhaftung eingebüßt. Fast zurückhaltend, aber immer mit einem leisen Lächeln auf ihren Lippen verwöhnt sie die Gäste mit neu interpretierten Trentiner Klassikern.
Ich habe die traditionelle Küche des Trentino schon immer sehr geschätzt und möchte sie auf meine eigene Art und Weise entdecken und neu interpretieren. Dabei verwende ich qualitativ hochwertige Zutaten, die von lokalen Betrieben oder von Produzenten stammen, die wir kennen und denen wir vertrauen.
Giada Miori
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Zwischen Riva del Garda und Arco erhebt sich der Hügel St. Bartholomäus und auf ihm eine mittelalterliche Festung mit bewegter Geschichte, die niemand so ganz genau rekonstruieren kann. Heute beherbergen die alten Mauern La Berlera. Das Restaurant bietet ein einziges Feinschmeckermenü an, aus dem man sich auch à la carte einzelne Gänge zusammenstellen kann. Wer schlau ist, bucht das Menü und eine Weinbegleitung. Denn auch hier wird traditionell und regional auf hohem Niveau gekocht und serviert. Reservieren ist eine gute Idee, das La Berlera ist sehr beliebt.
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Wer mal so richtig auf Sterneniveau essen (und richtig viel Geld ausgeben) möchte, der muss unbedingt einen Tisch im Gourmetrestaurant Peter Brunel reservieren. Das Restaurant hält einen Stern und liegt ruhig am Rand von Arco. Hier bekommt die Handtasche einen eigenen Platz und die Serviette wird kunstfertig mit Silberzange auf einem Tablett drapiert, wenn man zur Toilette geht. Der Service ist einzigartig und wenn man den Tisch direkt an der offenen Küche bucht, kann man Peter Brunel und seinem Team beim Kreieren vieler wirklich extravaganter Köstlichkeiten zuschauen (Empfehlung!). Peter Brunels Werdegang ist beeindruckend. Mit jungen 28 Jahren erkochte er seinen ersten Stern. Er ist Mitglied der italienischen Nationalmannschaft der Köche, seine Food-Design-Werke wurden in der Ausstellung „The New Italian Design“ des Triennale Design Museums ausgestellt. Diese Ausstellung, die ursprünglich im Museum für zeitgenössische Kunst in Istanbule eröffnet wurde, zog 2012 nach Peking und in die USA. Ab 2014 übernahm er als Executive Chef die Lungarno Collection der Designerdynastie Ferragamo, wo er einen weiteren Stern erkochte und seit 2019 führt er sein Restaurant in Arco – auch das mit einem Stern gekrönt. Dabei ist er bodenständig geblieben und verwöhnt die Gäste, die ihm besonders sympathisch sind, zwischendurch auch mal mit einem spannenden Zwischengang und den Worten „Surprise!“.
Muss man einfach mal erlebt haben!
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Ganz zum Schluss und ich hoffe, ihr seid alle noch da, habe ich unseren absoluten Geheimtipp für euch!!
Evelyn ist Australierin, Carlo Italiener. Er kocht klassich – sie auf allerhöchstem Niveau. 8 Jahre lang war sie Sous Chefin unter Peter Brunel. Muss man mehr sagen? Noch gar nicht so lange her ist es, dass die beiden ihre LOCANDA53 mitten in Arco eröffnet haben. In einem historischen Gebäude, das sie liebevoll restauriert haben, stehen 3 Gästezimmer zur Verfügung und für Schleckermäulchen öffnet sich ein ganz privater Supper Club. Dort hat man die Wahl aus zwei Menüs, bei denen man sich schon bei der Buchung für Fisch oder Fleisch entscheiden und sich dann überraschen lassen muss (Unverträglichkeiten und besondere Vorlieben werden auch erfragt). Erst in diesem Jahr erhielten die zwei eine Empfehlung des Guide Michelin.
Während Evelyn in der Küche außergewöhnliche (und hervorragende) Kreationen herstellt, kümmert sich Carlo um seine Gäste und man meint, man sei bereits seit mindestens einer Trillion Jahre Best Friends und ginge allabendlich hier ein und aus. Und wenn’s richtig gut läuft, endet so ein Abend schon mal in der Küche. Wie das so ist bei guten Freunden.
Die Locanda53 steht in diesem Jahr unbedingt auf unserer Liste und wir freuen uns jetzt schon riesig darauf!
Wer auf erstklassige Küche in sehr privater Umgebung mit bestem und herzlichem Service steht, ist in der LOCANDA53 bestens aufgehoben. Unbedingt ausprobieren!!
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Na?
Pfützchen auf der Zunge?
Bereit für den Gardasee?
Habt ihr noch Tipps für meinen diesjährigen Urlaub? Immer her mit Radtouren, Wanderungen, Ausflügen und Restaurant-Tipps bitte! 🙂
Alida
Juni 29 2023Stimme dir zu 100% zu.
Waren schon 11x in Arco und haben alles genau so erlebt.
Danke für zwei deiner Resaurant Tips
Liebe Grüße Alida