Titelfoto: Robert Rieger
Als ich anfing, mich mit dem Thema Wechseljahre auseinanderzusetzen, las ich nach Sheila de Liz‘ Buch „Women on fire“ direkt Miriam Steins Bestseller „Die gereizte Frau“. In diesem Buch setzt sich die Autorin mit der Wechseljahres-Frau und all den dazugehörigen Tabus in unserer Gesellschaft auseinander.
Einige Zeit später folgte ich Miriams Aufruf in den Bundestag: Es war die Geburtsstunde der #wirsind9millionen-Kampagne, die sich dafür einsetzt, dass Frauen gesundheitlich besser versorgt werden und Ränke und Mythen rund um die Wechseljahre endlich abgebaut werden. In ihrem aktuellen Buch „Weise Frauen“ begibt sich Miriam weltweit auf die Suche nach weisen Frauen und ihrem weisen Wissen, das für eine funktionierende Gesellschaft existenziell ist.
Von der ersten Zeile an war ich gefesselt und beeindruckt, mit welcher Klarheit und Leichtigkeit Miriam ein nicht ganz so griffiges Thema wie Feminismus, Politik und Gesellschaft in großartige Texte verpackt und so aus einem Sachbuch eine lehrreiche und unterhaltsame Lektüre macht. Große Leseempfehlung!!!
VOGUE schreibt darüber:
In ihrem neuen Buch „Weise Frauen“ hinterfragt sie die gängigen Vorstellungen von Wissen und Macht, indem sie sich auf die Spuren einer oft übersehenen, tiefen, weiblichen Weisheit begibt – einer Weisheit, die Fürsorge, Empathie und Gemeinschaft ins Zentrum stellt. Sie besucht Heilerinnen in Südkorea, trifft Schamaninnen in Chile und spricht mit führenden Wissenschaftlerinnen, um zu zeigen, dass das Wissen von Frauen weit mehr umfasst als das, was in patriarchalen Strukturen bislang gewürdigt wurde. Miriam Stein fordert eine grundlegende Neubewertung dessen, was als wertvolles Wissen gilt – gerade in Zeiten gesellschaftlicher Krisen, in denen die traditionellen männlichen Prinzipien von Konkurrenz und Durchsetzungsvermögen zunehmend als unzureichend entlarvt werden.
Inzwischen kennen wir uns über unsere gemeinsame Arbeit in der 9-Millionen-Kampagne ganz gut und jedesmal wenn wir uns begegnen, stehe ich wie so ein Fangirl vor ihr und finde kaum Worte. Dabei ist Miriam sehr nahbar und herrlich entspannt und wirklich „eine von uns“. Mit gutem Humor und ganz viel Klugheit ausgestattet.
Könnt ihr euch vorstellen, wie ich mich gefreut habe, als sie mir ein Beautyinterview zusagte? Deshalb gibt es heute auch ein bisschen Lampenfieber und Herzklopfen. Heißt sie herzlich willkommen!
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Miriam, sag doch mal …
Stellst du dich bitte kurz vor? Was sollen/dürfen die Leser*innen über dich erfahren?
Ich heiße Miriam und bin Journalistin, Autorin und Aktivistin.
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Du bist auf der Welt unterwegs gewesen, um für dein aktuelles Buch „Weise Frauen“ die weisen Frauen zu finden. Was macht deiner Meinung nach eine weise Frau aus?
Eine weise Frau bleibt offen, empathisch und weiß, dass sie nicht alles kontrollieren kann. Sie ist sich darüber im Klaren, dass die Erfahrung ihre Expertise ausmacht und diese Expertise sie wertvoll und stark macht. Sie kümmert sich zuerst um sich selbst und dann um die Menschen um sich herum.
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Eins der für mich eindrücklichsten Kapitel war zugleich dein Persönlichstes: Du beschreibst darin ein Retreat, das dich zu deinen Wurzeln geführt hat und dich mit deinen Vorfahren verbunden hat, um deinem Adoptionstrauma auf die Spur zu kommen. Sollte dieses Kapitel von Anfang an Teil des Buches sein? Wie viel Überwindung hat es dich gekostet, dich darauf einzulassen (immerhin hast du kontrolliert bewusstseinserweiternde Substanzen eingenommen)? Und wie geht es dir heute nach dieser Erfahrung?
Sehr gut, ich war gerade zum zweiten Mal dort. Ich glaube, dass es nicht weise ist, tiefen Schmerz und Wut in sich zu vergraben, so beängstigend solche Gefühle auch erscheinen. Zugegeben, leicht ist es nicht. Auch dieses Mal habe ich mich wieder gefragt, warum ich mir so viel komprimierte Trauma-Wiedererfahrung in drei Tagen antue! Hinterher fühle ich mich so frei und offen wie sonst selten. Dieses Mal habe ich die Erfahrung in einer Gruppe von insgesamt acht Menschen gemacht, beim letzten Mal war ich allein. Das mir vorher echt zugesetzt: Mich Fremden in meiner verletzlichsten Form zu zeigen. Das klingt vielleicht für Buchleserinnen seltsam, weil ich offen über mich schreibe, aber in meinen Bücher kontrolliere ich, was ich über mich preisgebe. Im Retreat kann ich das nicht, da kommt, was kommt. Natürlich stellte sich heraus, dass ich genau diese Furcht überwinden musste: Um eine weise Frau zu werden, muss ich lernen, Kontrolle loszulassen.
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Wie definierst du für dich den Begriff Schönheit? Was empfindest du als schön?
Schön finde ich etwas, das meine Laune hebt. Das kann unterschiedlich sein – ein Objekt oder Gegenstand, ein Gesicht oder auch Landschaften. An guten Tagen sogar meine Haare!
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Bist du eher ein Beautyjunkie oder hältst du es im Badezimmer eher pragmatisch?
Ich habe zehn Jahre bei der Zeitschrift Harper’s Bazaar gearbeitet und wusste somit immer über neuste Beauty-Trends Bescheid. Ich halte mich immer noch auf dem Laufenden, weil ich Beauty als Thema interessant finde: Was machen Menschen, um schön zu sein? Wieviel Geld geben sie aus? Was nehmen sie auf sich? Ist doch verrückt, weil man aus Studien weiß, dass gerade Frauen mehr Geld für Beauty als für Gesundheit ausgeben. Ich selbst investiere tatsächlich mein ganzes, erwachsenes Leben in Skin Care. Ich benutze jeden Tag einen Cleanser, ein Serum und eine Pflege. Als ich jünger war, habe ich auf diese Produkte gespart. Bei Harper’s Bazaar durfte ich viel ausprobieren und bin somit ein bisschen verwöhnt – ich mag beispielsweise Masken, die man über Nacht benutzt.
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Wie hast du für dich die passende Pflegeroutine gefunden? Bist du ihr treu oder wechselst du die Routinen auch hin und wieder?
Nein, ich bin ein Gewohnheitstier: Cleanser, Serum, Pflege, einmal pro Woche eine Maske und etwa alle zwei Wochen eine Maske overnight. Und: Ohne Körperpflege geht bei mir gar nichts! Meine Haut ist sehr trocken und empfindlich.
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Worauf achtest du bei der Wahl deiner Beautyprodukte?
Früher habe ich nur ostasiatische, also japanische und koreanische Produkte benutzt, mittlerweile bin ich offener geworden. Meine Haut ist sehr trocken und wird immer trockener, deswegen brauche ich immer reichhaltigere Pflege, demnächst schmiere ich mir Lippenpflege aufs Gesicht! Am Körper vertrage ich seltsamerweise nur Produkte ohne Duftstoffe, also hyperallogene Lotions.
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Gibt es ein Beautyprodukt, das für dich ein echter Gamechanger in deiner Beautyroutine war oder ist?
Seren … Ich würde immer in ein gutes Serum investieren. Und Sheet-Masken: So erfrischend und straffend!
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Wir werden ja alle nicht jünger. Wie gehst du damit um, dass sich auch deine Haut mit zunehmendem Alter verändert?
Ich nehme es hin. Es gibt Tage, da möchte ich eingreifen – mit Botox oder gar Fadenlifting. An anderen Tagen finde ich es nur fair, dass jemand, der so lange und so viel gearbeitet und geschafft hat, auch genauso aussieht. Mir gefällt die Tatsache, dass die Jahre nicht spurlos an mir vorbeiziehen. Außerdem werde ich faul: Ich habe schon immer weniger Energie mich zu schminken – wie sollte ich mich aufraffen können, regelmäßig Botox oder Filler nachzufüllen?
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Was nervt dich an den Wechseljahren am meisten?
Die Dauer. Echt, Anja, warum muss sich das denn unbedingt so ewig hinziehen?! Im Ernst, ich bin bereit für die Menopause. Ich sehne den Club der Postmenopausalen Frauen herbei wie den Frühling nach einem langen, grauen Winter.
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Hat sich deine Einstellung zu Hautpflege und Make up über die Jahre verändert? Was machst du heute anders als vor 10 Jahren?
Pflege ist mir wichtig, ich habe nur diese eine Haut. Make-up finde ich tatsächlich – nur an mir, nicht an anderen – mittlerweile seltsam maskenhaft. Ich schminke mich wirklich nur noch zu Anlässen und Außenterminen, ansonsten mag ich mich am liebsten „au naturel“.
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Welche(s) Produkt(e) ist/sind aus deiner Kosmetik nicht wegzudenken?
Gerade habe ich die Shiseido Ibuki Sleeping Beauty Mask gegoogelt und festgestellt, dass sie wohl nicht mehr hergestellt wird! Es muss ohne gehen.
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Eins meiner Beautymantren lautet: Tuschen Baby, Tuschen! Verrätst du uns, welches deine liebste Mascara ist?
High Volume & Intense Curl Icon Mascara von Il Makiage.
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Gibt es irgendeine Begebenheit im Zusammenhang mit den Thema Beauty, von der du sagst: nie wieder?
99% aller Shampoos und Conditioner. Meine Kopfhaut ist superempfindlich, ich bekomme sofort Schuppen und Ekzeme. Leider.
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Was hält Dich jung?
Aktivismus.
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Hast du ein Schönheitsideal? Jemand, von dem du sagen kannst, dass er dich beautytechnisch inspiriert?
Michelle Yeoh, Gemma Chan, Jane Goddall. Ich habe selten eine schönere Frau gesehen als die Künstlerin Georgia O’Keeffe, fotografiert von Bruce Webbers. Er fotografierte sie 1980, damals war die heute verstorbene Malerin 93 Jahre alt.
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Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben?
Vertrauen. In andere und mich selbst.
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Du hast den Stein für die Kampagne #wirsind9millionen ins Rollen gebracht und engagierst dich öffentlich dafür, dass Frauen in den Wechseljahren gehört werden und diese Lebensphase in Politik und Öffentlichkeit gehört wie beispielsweise die Mutterschaft. Warum ist dir das wichtig?
Weil ich grundsätzlich nichts von Tabus halte, weder im persönlichen noch im politischen und gesellschaftlichen. Aus meiner Erfahrung kommen die zu einem zurück, und zwar in destruktiver Form. Bei den Wechseljahren geht es aber konkret darum, Frauen die Versorgung überhaupt zu ermöglichen, denn die Wechseljahre kommen nicht im Medizinstudium vor, es gibt keine Abrechnungsnummer dafür. Ärztinnen und Ärzte haben also, vereinfacht gesagt, keine Ahnung. Weil aber alle Frauen Wechseljahre erleben, sollten die, die sich ärztliche Hilfe wünsche, diese auch bekommen. Frauen werden medizinisch marginalisiert, das ist ohnehin ein Skandal. Deswegen halte ich es für wichtig, dass wir uns dagegen wehren und auf unsere Bedürfnisse hinweisen.
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Was wünschst Du Dir für die Beauty-Zukunft?
Mut, das Älterwerden anzunehmen und ein stabiles Budget für Pflegeprodukte!
Lydia
Februar 23 2025Danke ❤️ gerade in diesen Zeiten tut es so gut, zu wissen, dass wir viele sind!
Gundula
Februar 23 2025Was für ein tolles Interview, was für eine tolle Frau
Danke dafür.
LG Gundula
Annette W.
Februar 23 2025Was für eine inspirierende Frau, vielen Dank, dass du sie vorgestellt hast ♥️
Einen schönen Sonntag und viele Grüße
Annette